Donnerstag, 10. Mai 2012

Das letzte Kameradschaftstreffen des Panzerregimentes ist nun auch schon Geschichte.


 Die Zeit rennt an uns vorbei.
1-2-3- im Sauseschritt;
es eilt die Zeit –
wir eilen mit!
 So hat mein Freund, der Willy Busch, einst treffend formuliert.
Diese Weisheit schmeckt mir immer ein wenig bitter.
Eine besondere Etappe des Regimentes geht zu Ende, weil es kaum noch aktive Kameraden gibt.
Wir Nachfolgenden müssen umdenken und überlegen wie wir unsere Arbeit neu definieren können.
Das letzte Kameradschaftstreffen, welches für mich gleichzeitig das Erste war welches ich, in Vertretung meines Vaters besuchte, ist ein Ende und gleichzeitig ein Neubeginn.
Einigen Anderen wird es vielleicht ähnlich ergangen sein wie mir.
Schon im Vorfeld und auf der Anreise musste ich immer an meinen Vater denken, der sich oft mit Wehmut wünschte einmal wieder mit seinen Regimentskameraden zusammen zu treffen, oder wenigstens das Regimentsbuch einmal lesen zu dürfen. (Er wusste nicht, dass es mehrere Bücher gab.)
Beide Wünsche waren für ihn als ehemaliger DDR – Bürger nicht erfüllbar.
Sie zeigten aber die Verbundenheit und zwingende Kameradschaft, die damals während des Krieges im Panzerregiment 35 bestand und auch unbedingt notwendig war.
 Gerade in den letzten Kriegsmonaten, als alles durcheinander ging vergrößerte sich die Angst durch die Feldgendarmerie, die ständig auf „Heldenklau“ war, aufgegriffen und in eine neue unbekannte Einheit gesteckt zu werden.
Auf die alten Kameraden war Verlass. Die begaben sich wie selbstverständlich in Lebensgefahr um einen bedrängten Kameraden aus der Schusslinie zu bergen.
Die neuen unbekannten Soldaten einer anderen Einheit, die man nicht kannte waren verständlicherweise nicht so schnell bereit ihr Leben für einen Unbekannten  in Gefahr zu bringen.
Mit diesem Wissen kann man sich gut in die damalige Situation versetzen.
(Aber auch über die heutige Zeit nachdenken!)

Man bekommt Verständnis und Achtung vor den Leistungen unserer Väter und allen anderen Soldaten auf beiden Seiten der Front.

Bedauerlich ist für mich, dass ich beim Treffen so wenig Zeit hatte alle besser kennen zu lernen und ausgiebig ihre Motive zu erfahren, ihre Geschichten zu hören.
Ein Gewinn aber war es die beiden Aktiven Fritz Schneider und Otto Eidloth zu sehen und zu sprechen.
Besonders beeindruckt hat mich Fritz Schneider. Er ist ja ein besserer Entertainer als Thomas Gottschalk, wie die Kostprobe seiner Ausführungen bewies.
Ich kann mir jetzt vorstellen, dass er seine 8. Kompanie mit Intelligenz, aber wohl auch mit Verständnis und Humor geführt hat.
Ich habe Achtung vor diesem Mann.
Erwähnen möchte ich noch, dass ich beim Besuch der Frau des Kommandeurs der 1. Abteilung Pzrgt.35 Hauptmann Schulz, beim Blättern durch dessen Fotoalbum erneut ein Bild meines Vaters gefunden habe. 


                           Obergefreiter Günter Schröder in der Mitte - wie immer mit seiner Gitarre


Wenn es dem Hauptmann Schultz wichtig war dieses Foto neben die Bilder seiner Offiziere zu kleben, so spricht das für sich.
Mein Vater, wäre darauf stolz gewesen, und jetzt freue ich mich darüber.
Durch den Besuch unseres Treffens verstehe ich nun auch die vielen Erzählungen meines Vaters besser und sehe sie in einem anderen Licht.
Trotz der Kürze der Zeit war unser Treffen ein Gewinn.
Wenn sogar unsere Mitglieder aus Amerika anreisen, dann spricht das besonders deutlich für die Wichtigkeit dieser Aktion.
Bleibt mir allen Organisatoren und Beteiligten ein herzliches Dankeschön zu sagen.

Das waren ein paar ungeordnete Gedankensplitter.
Und nun schauen wir wieder nach vorn.
Oder um es mit der Devise der ersten Abteilung des Panzerregiment 35 zu sagen:

„Nicht wanken, nicht schwanken!
Nur einen Gedanken:
„Vorwärts und durch!“