Gerade noch im schönen Brandenburger Heimatland, befand ich mich Mitte September 1941 unversehens 1600 km entfernt im unbekannten Russland auf der Fahrt zum Standort meines 1. Panzerregimentes. Wir hatten den Bestimmungsbahnhof erreicht.
Mal schauen, ob hier ein ausgebildeter Panzerfahrer gebraucht wird!
Das Regiment hatte LKWs zum Bahnhof geschickt.
Wir verluden unser Marschgepäck und fuhren auf der Rollbahn zu unserer Einheit.
Unter Rollbahn ist eine breite Straße zu verstehen worauf der gesamte militärische Transport von Mannschaften und Material bewegt wird. Diese Fahrt erschien uns Frischlingen endlos. Wir versuchten auf den harten Sitzbänken, die auf die LKW-Pritschen angeschraubt waren, zu schlafen.
Plötzlich krachte es fürchterlich.
Nicht weit von uns detonierten Artilleriegranaten. Sofort zogen wir jungen Soldaten unsere Köpfe ein. Ohne Befehl durften wir nicht vom LKW springen und uns einen Graben oder ein Loch zur Deckung suchen. So hatten wir es bei der Ausbildung gelernt. Der Befehl kam nicht. Der Fahrer fuhr ruhig weiter. Der alte Feldwebel, der unseren Transport begleitete, gähnte und drehte sich auf die andere Seite der Sitzbank.
„Das hat nichts zu bedeuten, Jungs! Der Iwan freut sich, dass ihr kommt und will euch nur freundlich begrüßen.", murmelte er und war schon wieder eingeschlafen.
„Der hat Nerven!“, dachten wir und mussten das Geschehen erst verdauen. Eine halbe Stunde später schnellte der Feldwebel von Sitz hoch und lauschte.
„Hört ihr denn nichts?“
„Nee, was denn? "
„Russische Ratas, die kleinen hölzernen Flugzeuge, greifen uns gleich an!"
„Was?"
Auch der Fahrer hatte sie bemerkt und hielt an.
„Alles raus und im Wald in volle Deckung gehen!“, brüllte er und sprang voran.
Jetzt hörte man die typisch tackenden Geräusche dieser russischen Nähmaschinen, wie sie von den Landsern genannt wurrden.
Schon knallte es aus den Bordmaschinengewehren.
Sie schossen auf uns.
Sie wollten uns auch treffen und töten.
Was für eine gemeine Begrüßung.
So schnell waren wir bei keiner Übung in Neuruppin im Wald hinter den dicksten Stämmen.
Hier ging es um unser Leben. Doch zum Glück hatte es keinen erwischt. Recht blass waren wir alle um die Nase nach diesem Erlebnis.
Das war unsere Feuertaufe.
„Nun kann es nur noch schlimmer werden.", behauptete der alte Feldwebel charmant.
Dann sagte er noch:
„Jungs, sich fürchten vorm Tode hat gar keinen Zweck! Ihr merkt ihn ja nicht. Wenn er kommt, seid ihr weg!“
Der kann einen ja aufbauen.
„Strasstvuitje rossija!“ - Guten Tag, Russland!
Mit diesem Panzer III bin ich einige Einsätze beim Kampf um Moskau gefahren. Vor dem Wagen sind meine Panzerkameraden. Ich kam zum Foto leider zu spät.
Man sieht deutlich unsere dünnen Wintermäntel, die für den russischen Winter überhaupt nicht geeignet waren.
Dieses Foto hatte ich damals vor Weihnachten 1941 – noch stolz – meinen Eltern und meiner Freundin Wally nach Hause geschickt.
Die Stimmung war zu dieser Zeit noch sehr gut. Keiner zweifelte an unserem schnellen Sieg.
Es sollte ganz anders kommen.
Gut wenn geschrieben wurde, noch besser wenn jemand weiterschreibt und uns teilhaben lässt! Danke!
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