Montag, 9. April 2012

Herzliche Ostergrüße den alten Kameraden des Panzerregimentes 35 und deren Nachfolgern und Freunden.


Erfreut Euch an einem friedlichen schönen Osterfest!
Das war unseren Regimentskameraden damals nicht möglich!

Mein Vater Günter Schröder berichtet von Ostern 1943 in der ehemaligen Sowjetunion:

Vor 68 Jahren um Ostern befand sich das Regiment, während der Frühjahrsschlammperiode, seit Anfang April in den Räumen Nowgorod Sewerskij, Seredina Buda und Schostka.
Dieses Gebiet war dem Regiment noch vom Vormarsch 1941 bekannt. 
Wegen des tiefen Schlammes kamen unsere Fahrzeuge kaum voran. Die Einheiten hatten sich deshalb Pferde als Transportmittel besorgt und genutzt.
Hier findet jetzt die Aktion „Lenz“ statt. 
Waffen und Ausrüstungen, Fahrzeuge und Pferde, Bekleidung und vor allem auch die Männer brauchen dringen die längst notwendig gewordene Pflege. Außerdem wird das Regiment aufgefrischt und ergänzt. 
Es beginnt die erste Ruhezeit seit Beginn des Feldzuges nach knapp zwei Jahren Kriegseinsatz für die Kampfstaffeln.
Im Gegenzug wird die Arbeitszeit der Werkstätten auf 80 Stunden in der Woche erhöht. Die Schlosser, Monteure, Kraftfahrer und Mechaniker sind fast rund um die Uhr im Einsatz.
Vor allem die Waffen sind durch starke Schussbelastung sehr verschlissen. 
Sie müssen erneuert, eingeschossen und justiert werden.




Ein Panzer wird gewartet und
aufgefrischt. 
Ich schaue aus der Luke.












 Andere Kameraden fahren nach Aufhebung der Urlaubssperre in ihren Jahresurlaub nach Hause. Einmal pro Jahr bekommt jeder 20 Urlaubstage plus 4 Reisetage.

Am Ostersonntag beginnt die 4. Panzerdivision den Sicherungsabschnitt zu verlassen und marschiert zur geplanten Operation „Zitadelle“, dem Kampf gegen die in Untergrund agierenden Partisanen, auf.
(Wie bereits unten beschrieben.)
Heute habe ich meinen Osterbrief nach Hause geschrieben.
Auch ein Osterpaket habe ich nach Deutschland geschickt.
Meine Eva machte sich Sorgen, dass ich wieder die Panzerangriffe mitfahren muss.
Ich schrieb ihr, dass ich jetzt eine andere Beschäftigung habe. Ich fahre den Panzern hinterher und repariere alle Waffen die kaputtgegangen sind. Ich arbeitete also in meinem Beruf als Werkzeugmacher in der Waffen-Instandsetzungsstaffel.

Ich glaube, hier in Russland geht meine Musikkarriere voran. 
Nachdem ich bei vielen Offizieren meiner Abteilung gespielt hatte, wurde ich zu unserem Regimentskommandeur geladen und machte dort Musik. Zwei Tage später hat mich die Division geholt. Eine Abteilung hatte dort eine Frontbühne aufgebaut.
Heute Morgen habe ich im Theater in der Stadt meine Probe abgegeben. Natürlich 100% Sieg. Ich hatte großen Erfolg. Ich bin also jetzt bei der Division, und ich singe in unserem Tanz-Orchester als Refrainsänger. Natürlich singe ich auch meine Lieder als Solist.
Fünfzehn Musiker dirigiere ich. Morgen steigt eine Bühnenschau. Die Kapelle singt und spielt „Hofkonzert im Hinterhaus". Ich singe dabei die Zwischenverse mit Mimik.
Das ist doch viel besser, als sich vorn an der Front totschießen zu lassen. Ich denke, dass mir meine Musik schon jetzt ein paar Mal das Leben gerettet hat.
Und ich freue mich über diese schöne Nebenbeschäftigung.
Am 21. April 1943, dem Geburtstag des Führers, stieg unsere vierte Vorstellung der Frontbühne im Theater der Stadt Nowgorod Sewerskij.
Danach gibt es eine Sondervorstellung, mit Parade und Vorbeimarsch für einen Obergefreiten, der ein Ritterkreuz bekommen wird. Außerdem ist geplant, dass wir mit fünf Soldaten und fünfzehn Ukrainern auf Tournee gehen und für die einzelnen Einheiten Oster-Konzerte spielen.

In diesem Jahr fällt Ostern am 25. April sehr spät. Das Wetter ist schön, es ist warm und sonnig, so dass man schon mit freiem Oberkörper arbeiten kann.

Die Frühjahrschlammperiode neigt sich ihrem Ende zu. 
Am Ostermorgen habe ich ein sehr schönes Pferd geritten. Ich konnte sogar den Leutnant, der mit geritten war, einige Male abhängen. Nun tut mir dafür mein Hintern weh.
Danach gab es einen schmackhaften Osterschmaus, den wir in unserer Staffel selbst organisiert und gekocht hatten.
Es ging mir, wie man sieht, recht gut, so mitten im Krieg. Allerdings wusste man nie, wie es weitergeht.
Überraschungen waren immer garantiert!
Man war nie sicher.

1 Kommentar:

  1. Auch Dir lieber Axel alles Gute und Danke für den Beitrag zu Ostern, wo noch so viele gute Männer vom Regiment lebten, die im Laufe des Jahres gefallen sind...Unser Hans Müller hätte heute Geburtstag! Nun brennt eine Kerze vor seinem Bild. Und doch ist er so lebendig, wie Wenige... Eingebunden in unsere gemeinsame Arbeit ist es ein trost und eine grosse Befriedigung, zu sehen, dass es eben doch nicht allen egal ist, wer damals sein Lebenliess und wie die Umstände damals waren... Danke allen Mitarbeitern von Moskau bis Athen, von London bis Portland und Virginia...

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