*19. Februar 1917 in München; † 2. März 2002 in Gau-Bischofsheim
Direkt vor unserem letzten Kameradschaftstreffen besuchte
ich Frau Marlis Schultz in Gaubischhofsheim. Sie ist die Witwe des Kommandeurs der ersten Abteilung unseres Panzerregimentes 35 Fritz Rudi
Schultz.
Sie übereignete mir 5 Bilder aus dem Nachlass Ihres Mannes,
welche ich nun allen Mitgliedern unserer Kameradschaft vorstellen und übergeben
möchte.
Wenn jemand Interesse hat soll er sich an mich wenden.
Major Schultz waren die Bilder, welche seine
Kriegserlebnisse teilweise dramatisch dokumentieren wichtig. Er hatte sie säuberlich
auf lackierte Spanplatten geklebt und handschriftlich erläutert. Das macht sie
für uns besonders interessant und wertvoll.
Andererseits denke ich über einen Wehrmutstropfen nach.
Beim Googlen nach dem „Wenneffpanzer“ fanden sich dutzende
Treffer.
Viele Bildergauner erhoffen sich immer noch reichen Profit
von diesen unwiederbringlichen historischen Fotos. Wegen des immer mehr ausufernden
Diebstahls der Bildergangster habe ich die hier eingefügten Fotos geschützt.
Wenn diese, also unser Eigentum, bei ebay landen kann man dagegen vorgehen.
Der russische Panzer KW 1 hatte viele Schwächen, dafür aber
eine ungewöhnlich - bis zu 90 mm starke - Panzerung . „Dicker Bello“ nannten ihn die
deutschen Landser.
Die Bildunterschrift ist von Abteilungskommandeur
"Bubi" Schultz handschriftlich hinzugefügt.
„Bubi“ war sein Spitzname. Dieser wurde von den Offizieren
des PzRgt. 35 aus seinen Vornamen Fritz und Rudi abgeleitet.
Die Bildunterschrift lautet:
"Der so genannte "Bix Panzer" von Weneff am 24.11.1941.
Die Schüsse der deutschen 5 cm KWK Granaten gingen nicht durch die Panzerung des russischen KW1 Panzers, auch nicht auf kürzeste Entfernung.
Erst Feldwebel Bix zerschoß ihm mit drei Schuß das Rohr."
Hermann Bix, auf nebenstehendem Bild, war einer der besten und hochdekoriertesten Panzerkommandanten des Pz Reg 35. Mein Vater hat oft die Panzerbewaffnung gewartet und repariert. Er kämpfte noch in den letzten Kriegstagen mit HermannBix auf der Frischen Nehrung.
Im Juni 1942 fotografiert
und dokumentiert Major Schultz einen russischen Angriff auf einen Schützengraben der
Panzergrenadiere des Pz Gren Rgt 12, welches im Verband der 4. PzDiv. gekämpft
hat, mit den spannenden Worten: „Sie kommen!“
Gemeint sind hiermit die anstürmenden russischen Soldaten.
Die Bildunterschrift lautet:
"Angriff auf einen Graben des Pz Gren Regt 12bei Mzensk Anfang Juli 1942."
Deutlich erkennt man auf dem Bild die Brisanz der Situation. Man spürt die sich steigernde Anspannung der Panzergrenadiere.
Keiner dieser Männer im Schützengraben
weiß ob er in den nächsten Minuten noch leben wird, ob er seine Heimat und
seine Familie jemals wieder sieht.
Auch die russischen Angreifer stellen sich diese alles für
sie entscheidende Frage.
Sie haben, genau wie die Deutschen, keine Wahl für ihr Tun.
Sie können sich nur etwas ablenken wenn sie beim
Angriff ein lautes „Hurrä!“, und vieleicht noch einen Standartfluch heraus schreien.
Leben oder Tod?
Die Artilleristen der 4. PzDiv. haben es bei ihrem Angriff mit
der 8,8 cm Flak leichter.
Das ist eine perfide Aussage und trotzdem stimmt sie.
Sie kämpfen aus der Ferne. Sie sehen meistens nicht, wen sie
bei ihrem Angriff getötet und was sie zerstört haben. Doch der Unsinn und die
Menschenverachtung sind gleich.
Wann wird man je verstehen?
Diese Frage ist heute noch so
aktuell wie damals.
Der erklärende Kommentar von Major Schultz war schwer
erkennbar.
Ich habe ihn auf das Bild geschrieben.
Fritz-Rudolf Schultz diente von 1939 bis 1945 bei der
Wehrmacht.
Ein schnelles Bild über ihn kann man sich an Hand seiner
militärischen Auszeichnungen machen.
Als Kommandeur der 1. Abteilung des Panzer-Regiments 35 wurde er 1943
mit dem Deutschen Kreuz in Gold und 1944 mit dem Ritterkreuz des Eisernen
Kreuzes mit Eichenlaub ausgezeichnet.
Auf dem folgenden Bild fährt er mit seiner Abteilung einen Panzerangriff.
Nach dem Krieg ging Major Schultz nicht mehr wie viele
seiner Offizierskollegen zurück zum Militär.
Er hatte erkannt, dass nur die Demokratie weitere Kriege wirksamer
verhindern kann.
Er widmete sich der Arbeit auf seinem Weingut „Oberst Albrecht
Werner - Schultz“.
Dann arbeitete er als Politiker der FDP daran die Dinge in
Deutschland zu verbessern und demokratische Strukturen aufzubauen.
Wie das Leben so spielt.
Er wurde als ehemaliger Major der Wehrmacht und als FDP
Politiker zum 4. Wehrbeauftragten des Bundestages für fünf Jahre gewählt.
An den Wehrbeauftragten konnte sich jeder
Bundeswehrangehörige ohne Einhaltung des Dienstweges bei Problemen und
Beschwerden wenden.
Dieses Amt führte er vom 11. März 1970 bis zum 19. März
1975.
Eine Stelle, die vorher nur den höheren Generälen
vorbehalten war.
Fritz-Rudolf Schultz wurde für seine Leistungen nach dem
Krieg mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und mit
dem
Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Major Schultz hatte auch das folgende uns allen bekannte
Bild vom Regimentsgedenkstein in seiner kleinen Sammlung.
Ehemalige
amerikanische Feinde gedenken gemeinsam mit den Deutschen, den gefallenen
Soldaten.
Dieses Bild zeigt auch, wie wichtig dem Major Schultz ein Leben ohne
Krieg war!
Man versteht unser Regiment mir dem Bären besser, wenn man
von den Männern weiß die hier gewirkt haben.
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